Wie Meister Silber eine gestohlene Silberschale ersetzte

von Yvonne Hardy-Büchel

Nomen est omen, das trifft bei Meister Silber wahrhaft zu. Das Atelier ist meisterlich in der Fertigung von Silberobjekten aller Art.

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Die Schale und der Deckel bestehen aus Sterlingsilber 925 und vergoldeten sowie gravierten Details. Der Durchmesser mit Henkeln misst 14,5 Zentimeter.

Es war einmal und ist nicht mehr, muss man sagen. Der Satz, womit üblicherweise Märchen beginnen, trifft bei der Familie von Hans-Peter von Meiss aus der Romandie aufs Familienerbe zu und bedeutet in ihrem Fall eher einen Alptraum. Sie besassen wertvolles Silber, das in ihrer Familie von Generation zu Generation weitergegeben worden war. Dann entwendeten Diebe die gesamten familiären Erbstücke. Der Schmerz über den Verlust der Erinnerungen sass tief. Der materielle Wert der Schalen, Bestecke und Schüsseln war das Eine. Das Andere und fast Schlimmere, war der Verlust in emotionaler Hinsicht. Unter den Familienerbstücken befand sich eine fast zwölf Zentimeter hohe Schale aus Sterlingsilber 925. Glücklicherweise besass sein Sohn Patrick das Zwillingsstück davon. So machte sich Hans-Peter von Meiss auf die Suche nach Spezialisten, die für ihn wenigstens das eine liebgewordene Silberobjekt nachbilden konnten. Der gute Ruf von Meister Silber reicht über die Kantonsgrenzen hinaus, bis in die Westschweiz. In Zürich wird von Atelierleiter Werner Schlattinger der Beruf mit Hingabe ausgeführt. Grosse Herausforderungen kommen dem Team gerade recht. Alle Aufgaben führt es mit Leidenschaft, immensem Fachwissen und Schaffenswillen aus. Dazu zählen die Umsetzung von Eigenkreationen, die Reparaturen teurer Silberobjekte und die Restaurationen antiker Stücke. Es gehören dazu Auftragsarbeiten für Familien und Firmen – und vieles mehr. Das technische Repertoire besteht nicht nur aus klassischer Schmiedearbeit – unter anderem mit Fäustel und Feuer –, sondern zahlreichen anderen Methoden und Verfahren. Mal muss etwas feingelötet werden. Oder es ist eine Gipsmodellierung nötig, anhand derer ein Abgussmodell erstellt wird, um eine Figur zu giessen. Ein andermal ist eine ruhige Hand gefragt, um ein Bild gestochen scharf auf eine Dose zu gravieren. Auch das Ziselieren ist Teil der Aufgaben, also die Einarbeitung von Mustern oder Ornamenten in die zumeist polierte Silberoberfläche. Das Treiben, Hämmern, Drehen, Drücken sind weitere Bereiche. Aber noch lange nicht alle. Und die Atelier-Erzeugnisse reichen von Champagnerkühlern, Krügen, Gürtelschnallen, Bechern, Beschlägen, sakralen Gegenständen, Tellern und Schalen bis hin zu Fussballpokalen. Fast immer sind die Anforderungen aussergewöhnlich. Jedenfalls gleicht keine Arbeit der anderen. Es ist eine von Werner Schlattingers Eigenschaften, nicht lockerzulassen. Er recherchiert und macht Proben. Bis er genau weiss, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Natürlich ist das nicht ohne die Unterstützung des Teams zu schaffen.

Zahlreiche Atelier-Mitarbeitende sind schon jahrelang dabei. Sie teilen die Passion für das Silberhandwerk – auch sie sind eben «Sterling»: Silberschmiedinnen und -schmiede aus purer Leidenschaft. So gibt es eigentlich nichts, was sie nicht können. Bei der (Wieder-)Herstellung der Schale Hans-Peter von Meiss’ entschieden sie sich statt des Drückens – was exakt das identische Resultat ermöglicht – für das tausend Jahre alte Verfahren des Aufziehens. So wurde die Replika gleicher als gleich – nämlich authentisch. Beim Aufziehen, notabene, wird das Blech mit dem Hammer wieder und wieder – ein paar tausend Mal – aufgeschlagen. Bis die Form wirklich stimmt. Ein Glück also, fand Hans-Peter von Meiss bei Meister Silber das Team, das ihm zumindest diesen einen kleinen Teil des Familiensilbers wiederherstellen konnte. So dass sich sein Alptraum wenigstens teilweise wieder auflöste.

 

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Links die neue, rechts die alte Schale. Das Unterfangen «Replika» ist geglückt.

 

Wir sind Meister!

von Yvonne Hardy

Die Trophäe ist ein Glanzstück der Handwerkskunst: Ins Spiel bei der Fertigung des neuen Fussballmeisterschafts-Pokals gelangten sämtliche Verarbeitungstechniken eines Handwerks, das schon Jahrhunderte lang existiert.

 

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Der sechste Pokal in der Geschichte der Swiss Football League: Gefertigt von Meister Silber in Sterlingsilber 925, im Feingoldbad vergoldet, gewichtige 13 Kilogramm schwer, imposante 73 Zentimeter hoch – und zum ersten Mal präsentiert an der SFL Award Night am 1. Februar 2016.

 

Der sechste Pokal in der Geschichte der Swiss Football League: Gefertigt von Meister Silber in Sterlingsilber 925, im Feingoldbad vergoldet, gewichtige 13 Kilogramm schwer, imposante 73 Zentimeter hoch – und zum ersten Mal präsentiert an der SFL Award Night am 1. Februar 2016.

Am Montag, dem 1. Februar 2016, präsentierte die Swiss Football League an ihrer Award Night im «KKL» Luzern – im Beisein der ganzen Schweizer Fussballprominenz – den neuen Fussballmeisterschafts-Pokal. Entworfen und gefertigt wurde er durch die Silberschmiedinnen und      -schmiede im Atelier von Meister Silber in Zürich in wochenlanger, intensiver, kunstvoller Handarbeit. Alles begann bereits im letzten Jahr: Meister Silber erhielt von der Swiss Football League den Auftrag, den neuen Pokal für die künftigen Fussballmeister der Super League zu kreieren und auszuarbeiten. Es war – und ist – für das Unternehmen Meister eine grosse Ehre, diesen Auftrag durchzuführen und die neue Trophäe für die künftigen Fussballmeister zu schaffen. Doch wie sollte er aussehen, der neue Pokal? Das Team um Meister-Silber-Atelierleiter Werner Schlattinger erarbeitete verschiedene Formen und Möglichkeiten – und präsentierte sie Roger Müller, dem Medien- und Marketingverantwortlichen der Swiss Football League. Der Entscheid fürs neue Modell fiel. Und in 920 Arbeitsstunden entstand ein Pokal aus Sterlingsilber 925 – in reiner Handarbeit und vergoldet im Feingoldbad. Die Trophäe wiegt 13 Kilogramm. Sie ragt 73 Zentimeter in die Höhe.

Der Start mit Holz

Ein Holzblock stand am Anfang der aufwändigen Herstellung: Aus einem verleimten, groben Holzkörper entwickelte sich in exakter Drechslerarbeit das perfekte Modell. Es diente dazu, die Wirkung und die Proportionen des erst auf Papier gebrachten Pokals in der Wirklichkeit zu überprüfen. Verwendet wurde unter anderem der Goldene Schnitt – schliesslich sollte das Idealprinzip ästhetischer Proportionierung sichergestellt werden. Nach kleinen Anpassungen kam das eindrucksvolle und definitive Erscheinungsbild des Pokals zum Vorschein. In einem weiteren Drechslerprozess entstand die Kunststoffdrückform. Auf sie wurde später das gerundete Silberblech des Pokals angepasst und gedrückt.

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Die Silberzarge der neuen Trophäe wird von Atelierleiter Werner Schlattinger gedrückt.

 

Endlich Silber

Nun gelangte das Silber zum Einsatz. Das Silberblech wurde rundgewalzt, und daraus entstand die sogenannte Silberzarge. Weil die Maschine dies nicht ermöglicht, wurde sie mit dem Holzhammer von Hand rundgeklopft. Sodann wurde sie mit Draht zusammengehalten und gelötet. Es folgte das Verschmieden der Lötfuge mit dem Hammer sowie das Aufziehen der Silberzarge in alter Technik. Dies resultierte in der oben weiteren und unten engeren Form. Das ständige Glühen der Zarge zwischen den Umformungsprozessen weichte den Körper immer wieder auf. Die Silberzarge wurde danach auf der Drückbank abgestochen, damit sie parallel und rund läuft. Der ganze Körper war wellig. Deshalb wurde er gespannt – also mittels des Hammers in Form gebracht: die kleinen Wellen wurden ausgebessert. Weitere Schritte bestanden im Aussägen, Feilen und Schmirgeln der Formen im Silberblech der äusseren Pokalhülle.

Sogar Zucker wurde verwendet

Aus einem flachen Blech wurden die beiden Zwischenteile der beiden Griffe mit dem Hammer zu einem Rohr rungeschlagen – und danach mit Zuckermasse gefüllt, damit sie beim Hämmern stabil bleiben und sich nicht verformen. Es folgte das Pressen der Griffe und Entfernen des Caramels, das Zusammenlöten und Schleifen der geschmiedeten Mittel- und gegossenen Endteile. Mit Bimssteinpulver und einem Filz wurden die Henkel hernach maschinell geschliffen und darauf den durchbrochenen Körper – den äusseren Teil des Pokals – gelötet.

Goldbad als Abschluss

Die exakte Gravur auf dem Mittelteil des Pokals stellt einen weiteren, wichtigen Arbeitsschritt bei der Herstellung eines Pokals dar: In drei Sprachen wurde in den mittleren Teil der Trophäe «Schweizer Fussball-Meister» graviert. Die einzelnen Stücke des fertig geschmiedeten Pokals wurden elektrolytisch versilbert. So entstand eine homogene Oberfläche. Zum Abschluss wurde der Pokal im Feingoldbad vergoldet.

 

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Das Silberblech wird rundgewalzt. Daraus entsteht die Silberzarg.

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Der ganze Körper ist noch wellig. Deshalb wird er gespannt – also mit dem Hammer in Form gebracht -, und die kleinen Wellen werden ausgebessert.

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Die Silberteile der äusseren Pokalhülle werden ausgesägt, gefeilt und geschmirgelt.

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Der Deckel der inneren Form des Fusses wird gelötet.

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Der Blick ins Pokalinnere offenbart Überraschendes: Ein dreidimensionaler Fussball bildet den Boden.

 

Herrin der Ringe

_DSC3169Im Atelier von Meister Silber entstand ein neues Objekt, das die konventionelle Formensprache auflöst.

In einem unauffälligen Gebäude in Zürich Enge wird ein rares Handwerk praktiziert. Gearbeitet wird mit Sachverstand, Kreativität und Muskelkraft – und gegen den Zeitgeist: den Trend nämlich, der vorgibt, dass die uns umgebenden Gegenstände austauschbar sein sollen, günstig und in grossen Mengen verfügbar. Die Silberschmiedinnen und -schmiede arbeiten mit hohen Ansprüchen. Ihr Ziel ist die Schaffung von Nachhaltigkeit, Wertigkeit und Exklusivität. Allerdings wurde das Handwerk selten. So unterhält Meister Silber noch das einzige Silberschmiedeatelier in der Stadt Zürich. Das ist aber umso wichtiger, um das Knowhow der Silberschmiedekunst in der Firma zu behalten und dem hohen Serviceanspruch der Meister-Betriebe zu genügen. Um dieses Wissen auch weiterzugeben und in Zukunft zu sichern, bildet Meister Silber in ihrem Atelier Lehrlinge aus.

Nach Afrika in die Enge

Auch Anna Furrer Glarbo stand vor einigen Jahren zum ersten Mal in dieser Werkstatt und trat zur Schnupperlehre bei Atelierchef Werner Schlattinger an. «Ich kannte zu Beginn den Unterschied zwischen einer Gold- und Silberschmiedelehre nicht. Aber mir wurde ziemlich schnell klar, dass ich bei den Silberschmieden richtig bin.» Nach der Schnupperlehre als Silberschmiedin folgten ein paar Tage, an denen Furrer Glarbo noch den Goldschmiedeberuf kennenlernte. Doch die Meinung war gemacht. Allerdings konnte die Lehre bei Meister Silber erst zwei Jahre später begonnen werden, da zuerst der damalige Lehrling die Ausbildung erfolgreich abschliessen musste. Um die Zeit zu überbrücken, absolvierte Anna den gestalterischen Vorkurs. Danach reiste sie nach Afrika. In Kamerun erlernte sie die landestypischen Handwerke wie Töpfern, Flechten und Trommelschnitzen. «Mir war schon früh klar, dass ich mit den Händen arbeiten will. Kamerun war eine wundervolle Erfahrung.» Dann fand sich Anna Furrer Glarbo wieder in der Werkstatt in Zürich Enge zum Lehrstart ein. «Rasch beeindruckten mich die Beschaffenheit des Edelmetalls und die Erkenntnis, wie viele Möglichkeiten zu seiner Bearbeitung bestehen.» Die Lehre dauerte vier Jahre. Danach zog die junge Frau nach Dänemark. Sie arbeitete bei der renommierten Silbermanufaktur Georg Jensen und nahm ein Studium für Design am Institut für Edelmetalle in Kopenhagen in Angriff.

Die Entstehung der Ringschale

Die Idee war schon während ihrer Abschlussarbeit am Institut für Edelmetalle gereift. Dort hatte sie sich intensiv mit Draht und möglichen Maschenstrukturen auseinandergesetzt, mit deren Hilfe sich die Wucht und Dominanz grossflächiger Silberobjekte brechen lässt. Diese Technik wird nun in Form von Silberringen angewendet, die beim neusten Objekt der «Meister 1881 Collection» zur Anwendung kommt. «Es war mir sehr wichtig, der grossflächigen Schale den raumfüllenden Charakter zu nehmen. Die neue, leichte und transparente Herstellungsart verleiht dem Inhalt und der Umgebung mehr Gewicht». Als wahre Sisyphusarbeit erwiesen sich die vielen tausend Lötstellen der Schale zur Verbindung der Ringe. Deren Grösse folgt dabei dem Fluss des Verdichtens getriebener Silberschalen. Treiben, dies bedeutet, eine flache Silberplatte im kalten Zustand durch Hämmern in eine gewünschte Form zu bringen. Die am Schalenboden eingesetzten kleinen Ringe stehen also für das getriebene, verbreiterte Silber. Die zum Schalenrand hin grösser werdenden Ringe wiederum symbolisieren das verdichtete, gestauchte Material. Das Ergebnis ist ein grossflächiges Objekt, das sich nicht aufdrängt, sondern wunderbar in den Kontext einfügt. Anna Furrer Glarbo lässt die Faszination des Materials auch neben ihrer Tätigkeit bei Meister Silber nicht los. Sie unterrichtet Gestaltung an der Kunstschule Zug. Im Kurszentrum Ballenberg bietet sie für Handwerksinteressierte ausserdem den Kurs «Buntmetall überall» an.

Die Fertigung: ein vielstufiger Prozess

Am Anfang war der Entwurf. Anna Furrer Glarbo unternahm mit verschiedenen Ringgrössen und Verbindungstechniken Versuche.

K1600__DSC2849 2Sie skizzierte Formen, die für die Umsetzung der Schale «Bubbles Nest» in Frage kamen, und verfertigte diese erst aus oxidierten Kupferringen. Alsdann folgten die Zeichnung einer neuen Form aus Sterlingsilberringen für die grössere Schale «Bubbles» sowie das Modellieren eines Tonmodells als Vorlage. Darauf stellte die Silberschmiedin die einzelnen Silberringe her. Dazu zog sie Draht in die richtige Dicke. Ihn formte sie dann zu Federn. Diese wiederum wurden aufgesägt und zu Ringen gebogen. Es folgten das Löten und Säubern der Ringe, dann das Schleifen. Anhand der Zeichnung und Mustervorlagen verlötete Furrer Glarbo die Ringe zu Teilstücken. Später wurden sie alle zusammengesetzt. Mit einem Gummihammer formte sie die Schale erneut, die derweil auf einer Holzunterlage ruhte. Dann wurden noch die Lötstellen gesäubert, es wurde das fertige Objekt mit Bürsten geschliffen und abschliessend alles «gekratzt».

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Werdegang einer Silberschale

Liebe LeserInnen,

ich bin im 3. Ausbildungsjahr zur Silberschmiedin und freue mich, Ihnen die Arbeiten in unserem Silber Atelier  näher zu bringen.

In dem vorgestellten Projekt geht es um ein Unikat, welches für eine Kundin speziell angefertigt wurde. Die nach alter Schmiedekunst gefertigte Schale, gelang über mehrere Skizzen und Modelle und durch enge Absprache mit der Auftraggeberin zur Vollendung.

Dabei durfte ich einen Grossteil dieser Arbeiten ausführen, mit den Techniken die ich während meiner bisherigen Lehrzeit gelernt habe. Silberobjekte nach alter Handwerkskunst herzustellen ist für mich besonders reizvoll und lehrreich. Ich freue mich schon jetzt, über jede weitere Arbeit die ich für unsere Kunden ausführen darf.

IMG_0876Die Metamorphose zur eindrucksvollen Silberschale fängt bei einer flachen Rondelle aus 925 Sterlingsilber an. Die Rondelle weist einen Durchmesser von 360 mm, eine Stärke von 1.0 mm und ein Gewicht von 1060 Gramm auf.

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Die Bearbeitung beginnt mit einem kreisrunden Anschlag. Dabei verwendet man den Aufziehhammer und als Unterlage ein hartes Stück Holz. Nun wird mit dem Hammer auf die Rondelle geschlagen, so dass sich eine Kante bildet.  Dieser erste Arbeitsschritt dient, nebst dem auf der Skizze festgelegten Durchmesser zu folgen, auch der Stabilität.

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Anschliessend schlägt man von innen nach aussen Falten in das Silberblech. Dabei benutzt man als Unterlage ein speziell gekerbtes Holz.

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Die zuvor geschlagenen Falten werden nun wieder ausgebügelt d.h. mit Muskelkraft und unzähligen Hammerschlägen ineinander verschmiedet, getrieben und gestaucht. Dabei will man das Blech nach oben bringen, also langsam aufstellen und in die dreidimensionale Form treiben.

Die richtige Technik spielt dabei eine grosse Rolle. Wendet man dabei die falsche Technik an, dann können sich Risse im Metall bilden, das Blech kann zu dünn werden oder eine unregelmässige Materialstärke aufweisen, wenn man nicht im richtigen Winkel auf das Stück schlägt. Es kann auch körperlich sehr anstrengend werden mit der falschen Technik.

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Nach einer Umformung von 50-60% wird das Metall so hart, dass eine weitere manuelle Bearbeitung nicht mehr möglich ist. Das Metall muss also wieder weicher gemacht werden. Dazu wird es bei ca. 600°C geglüht und im kalten Wasser abgeschreckt. So baut das Metall die Härte ab und kann weiter bearbeitet werden.

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Diesen Prozess nennt man Rekristallisation und er wiederholt sich während der Bearbeitung 6-8 mal. So wird nach und nach das Stück in seine Form gebracht.

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Um die richtige Schalentiefe zu erreichen, wird der Boden in einer Holz- oder Bleiform ausgetieft.

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Nun wird planiert, d.h. die Schale wird auf eine passende Eisenform gehalten und mit einem flachen Hammer geglättet. Man hämmert die Schale mit einem regelmässig verteilten Schlag ab, so wird sie eben und nimmt beinahe ihre perfekte, geometrische Form an.

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Und so sieht die schon fast symmetrische Schale aus, bevor sie dem Drücker übergeben wird.

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Hier sieht man wie der Drücker die passende Form drechselt.

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Sobald die Form der Schale entspricht wird die Silberschale über das Drückfutter gedrückt.

Dabei stülpt man die aufgezogene Schale über das Drückfutter und spannt sie von einer Seite. Anschliessend kann der Drücker, mit dem dazu passenden Drückstahl, vom Boden der Schale aufwärts das Blech an die Form drücken.

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Nun werden die Verzierungen der Schale angefertigt. Auch hier ist viel Muskelkraft gefragt, wenn die dicken Ringe aus massivem Silber gebogen werden.

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Anschliessend werden sie verlötet und bis zur Montage auf Hochglanz gebracht.

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Die Silberschale soll auf dekorativen Füsschen zum Stehen kommen. Um zu sehen, welche am besten zur Schale passen, wird aus Holz ein Modell gefertigt. Hat man die passende Form gefunden, wird das Modell im Sand abgegossen.

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Dazu verwenden wir 925 Sterlingsilber, welches in einem Feuerfesten Tiegel eingeschmolzen wird.

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Das Silber schmilzt bei ca. 780° Celsius. Der Augenblick, bei dem das feste Metall in den flüssigen Zustand übergeht ist dabei der schönste Moment!

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Innerhalb von Sekunden wechselt es wieder in den festen Zustand.

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Und zum Schluss darf man das gegossene Stück auspacken, fast wie ein Geschenk. Man weiss nie was einen erwartet, ob es gelungen ist oder nicht. Hier ist es nochmals gut gegangen.

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Da alle Teile angefertigt sind, können Sie montiert, verlötet und die Lötstellen versäubert werden.

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Nun wird das Stück überprüft und poliert.

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Spätestens jetzt sieht man, dass sich die aufwendige Arbeit gelohnt hat. Man bestaunt die schöne Schale, freut sich an den gelungen Details und eine grosse Zufriedenheit stellt sich ein.

Wer wir sind

Sind Sie am Silberschmiede-Handwerk interessiert und wollen mehr darüber erfahren? Dann sind Sie in unserem Blog genau richtig. Wir sind das Atelier von Meister Silber in Zürich. Wir kümmern uns um hauptsächlich um Neuanfertigungen, welche exklusiv in unserem Geschäft an der Augustinergasse 17 unter der Marke MEISTER 1881 COLLECTION verkauft werden. Zudem gravieren und individualisieren wir  und kümmern uns um Reparaturen. In diesem Blog stellen wir Ihnen aktuelle Projekte aus unserem Atelier vor. Viel Spass beim Bloggen!

Zigarrendose mit Handgravur Zürich

P1100788Jeder Gravur geht zuerst eine zeichnerische Darstellung voraus. Da poliertes Silber wie ein Spiegel reflektiert, muss eine feine Schicht Deckweiss, verdünnt mit Wasser, auf das Silber aufgetragen werden, welche sich nach dem trocknen hervorragend eignet um darauf zu zeichnen.

P1100793Nach mehreren Stunden ist die Zeichnung fertig gestellt. Jede einzelne gezeichnete Linie wird nun von Hand graviert. Wie ein Künstler der mit Pinsel ein Bild malt, so schaffen wir ein Kunstwerk in Silber mit unseren Werkzeugen.

P1100885Unser Werkzeug, Stichel genannt, wird ebenfalls in Handarbeit präpariert und auf die eigenen Bedürfnisse und Ansprüche des einzelnen Graveurs abgestimmt. Dem Graveur stehen mehrere Dutzend Stichelprofile zur Verfügung. Mit viel Geduld und der richtigen Mischung zwischen Feingefühl und Kraft entsteht Linie um Linie ein Unikat. Obschon die Ursprünge der Gravur in den Höhlen unserer Vorfahren, welche Geschichten zeichnerisch in die Wände gekratzt haben, zu finden sind, hat das heutige Handgravieren nicht viel mit Kratzen zu tun. Die Metalloberfläche wird nicht angekratzt sondern es werden Span um Span einige Zehntelmillimeter aus dem Metall geholt.

P1100804Für die kleinsten aller kleinsten Details wird mit der 10-Fach Lupe gearbeitet. Als Vorlage diente ein alter Stich, von dem die wichtigsten Details abgeschaut wurden.

Kopie von DSC_3451Ist jede Linie graviert, wird das Deckweiss und der Schutzlack entfernt und man sieht zum ersten mal das Werk vor sich. Es wird von allen Seiten betrachtet und was noch nicht zufrieden stellend erscheint, wird ergänzt oder nachgebessert bis die Gravur vollendet ist. Zum Schluss sorgt die Hochglanzpolitur für den letzten Schliff.

Vom ersten Zeichnungsstrich bis zur Politur sind mehr als fünf Dutzend Stunden vergangen. Betrachte ich das vollendete Kunstwerk, katapultiert es mich in längst vergangene Zeiten der Stadt Zürich.